Page 7 - Mein Leben 1/2020
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                    erfolgreichen Ende eine optimale Diabetes- versorgung steht. Jeder einzelne Baustein ist wichtig; eine Digitalisierung soll genauso wie die Multidisziplinarität oder Forschung zur Verbesserung der Gesundheitsversor-
gung beitragen.
Diabetes ist ja eine Volkskrankheit, daher ist die Information der Bevölkerung von wesentlicher Bedeu- tung: Wo sehen Sie einen Verbesserungsbedarf in der Aufklärung über Notwendigkeiten und Risiken einer
Diabeteserkrankung?
Momentan ist es so, dass Diabetes mellitus in der Öffentlichkeit nicht als ernstzunehmende Erkrankung, sondern eher als harmlose Lebensstilerkrankung darge- stellt wird. Dies ist nicht nur fachlich komplett falsch, sondern auch gefährlich, wenn wir an die notwendigen Strukturen in der Patientenversorgung und Prävention denken. Durch verschiedene Kampagnen und Gesprä- che mit Vertretern der Gesundheitspolitik möchten wir eine Richtigstellung erreichen; nur so kann es gelingen,
die notwendigen Ressourcen erfolgreich einzufordern.
Personalisierte Diabetestherapie ist ein Begriff, welcher in letzter Zeit großes mediales Echo erfährt. Was bedeutet das, und wie stehen Sie dazu?
Die Personalisierung ist wahrscheinlich der größte Fort- schritt in der Medizin in der letzten Zeit gewesen. Für mich bedeutet das, dass wir unseren Patienten eine maß- geschneiderte Therapie anbieten können: größtmögli- che Effizienz bei optimaler Verträglichkeit. Aus diesem Grund ist eine personalisierte Therapie enorm wichtig und darf keinem Patienten vorenthalten werden.
Eines unserer Schwerpunktthemen in diesem Jahr sind kardiovasku- läre Risiken im Zusammenhang mit Diabetes. Können Sie uns etwas zur Notwendigkeit der größeren Beachtung dieses Zusammenhangs erklären?
In den letzten Jahren haben wir viel über kardiovaskulä- re Risiken der Diabeteserkrankung gesprochen; dies hat sich daraus ergeben, dass sich für einige Substanzen zum Teil sogar unerwartet eine Risikoreduktion unabhängig von der Blutzuckersenkung gezeigt hat. Letztendlich wollen wir ja nicht nur den Blutzucker senken und einen schönen HbA1c-Wert auf dem Laborzettel sehen; Ziel ist, Folgeerkrankungen zu verhindern. Die kardiovas- kulären Folgeerkrankungen sind natürlich aufgrund der Häufigkeit und Schwere sehr wichtig und daher in der Öffentlichkeit präsent. Nichtsdestotrotz dürfen wir an- dere assoziierte Erkrankungen nicht aus dem Auge ver- lieren; auch auf dem Gebiet der diabetischen Nierener- krankung hat es tolle Fortschritte durch Einführung der SGLT-2-Inhibitoren und auch GLP-1-Rezeptor-Agonis- ten gegeben. Es bleibt zu hoffen, dass es ähnliche Fort- schritte in der nahen Zukunft auch für andere wichtige
Erkrankungen wie zum Beispiel die diabetische Neuro- pathie gibt.
Trotz großer Fortschritte in der Diabetesforschung und -behandlung benötigen Betroffene unglaublich viel Unterstützung neben der medi- zinischen Schulung. Schlagworte: Ernährung, Bewegung, Lebensstil- modifikation. Die Selbsthilfegruppen sind hier neben allen diabetesbe- zogenen Berufsgruppen an vorderster Stelle für die Menschen da. Was fehlt im Gesundheitssystem, wenn wir hier einen so großen Bedarf erkennen können?
Es fehlen die notwendigen Strukturen für eine effiziente und kompetente multi- und interdisziplinäre Betreuung – dies ist eine wichtige und langjährige Forderung der ÖDG. Dieses Thema wird auch in der Diabetesstrategie als Ziel genannt; leider lässt die Umsetzung noch auf sich warten, wir werden aber nicht leise werden, diese schnellstmöglich einzufordern. Unsererseits Dank und großen Respekt an alle, die sich in den Selbsthilfegruppen so kompetent und uneigennützig engagiert haben und hoffentlich auch wei- ter engagieren und auch auf Versäumnisse der Gesund- heitspolitik aufmerksam machen! Gemeinsam mit den Selbsthilfeorganisationen kann es uns gelingen, zu einer substanziellen Verbesserung der Versorgungsstrukturen beizutragen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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