Page 12 - Mein Leben 1/2020
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KINDER & JUGEND | Gut zu wissen!
Helmuth Thiebet ÖDV Bundesvorsitzender
Betreuung von Kindern mit Diabetes
+ Schule
Modell Steiermark
„Jedes Kind hat Anspruch auf den Schutz und die Für- sorge, die für sein Wohlergehen notwendig sind, auf bestmögliche Entwicklung und Entfaltung sowie auf die Wahrung seiner Interessen auch unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit.”
Artikel 1 Bundesverfassungsgesetz/Rechte der Kinder (in Kraft seit 16. Februar 2011)
Ein Leitprinzip der Kinderrechtskonvention ist das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Dis- kriminierung. Doch wie schaut die Umsetzung die-
ses Rechts/dieses Leitprinzip bei unseren Kindern mit Diabetes in der Realität in Österreich aus?
LASSEN SIE MICH MIT EINEM POSITIVEN BEISPIEL BEGINNEN:
Oststeiermark – Kleinstadt – Neue Mittelschule – Frühjahr 2019: Die Aufnahme des 10-jährigen Schülers mit Diabetes mellitus ist kein Problem. Die Lehrer haben Erfahrung und erhielten erneut eine mehrstündige Schulung über DM und für diesen individuellen Fall, nachdem im Vorfeld mit Mutter und Kind Details besprochen wurden.Die Kommunikation Eltern-Kind-Lehrer funktioniert. Auf Wunsch der Eltern und des Kindes wurden auch Klassenkameraden in einem Workshop über Diabetes und den Umgang mit der Erkran- kung aufgeklärt. Die Lehrer sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, denn sie wissen Bescheid und kennen sich aus. Im Mai 2020 findet eine Sportwoche statt. Die Teilnahme für das Kind mit Diabetes ist selbstverständlich möglich. Keine Spur von Diskriminierung! Warum klappt es an die- ser Schule, warum klappt es nicht in so vielen anderen Schulen in Österreich? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Die Kommunikationsebene Eltern-Kind-Lehrer – und ich füge noch hinzu: muss funktionieren, und die Lehrer müssen eine entsprechende Schulung über Diabe- tes und den Umgang mit dieser Erkrankung erhalten. So
können Ängste, die sicherlich auf allen Seiten vorhanden sind, beseitigt werden, und einer adäquaten Betreuung der Kinder mit Diabetes steht nichts mehr im Wege.
Im Studienjahr 2019/20 startete die Pädagogische Hochschule Steiermark unter der Leitung von Herrn Mag. Markus Neubauer dankenswerterweise ein Pilot- projekt. Herrn Mag. Neubauer bot das freie Wahlfach „Betreuung von Kindern mit Diabetes in der Schule“ im Lehrveranstaltungskatalog/Primarbereich an. Die Lehrveranstaltung umfasste 15 Lehreinheiten, die an 3 Abenden, zu je 5 Einheiten, abgehalten wurden. Entge- gen allen Erwartungen meldeten sich erfreulicherweise 29 Studierende für diese Lehrveranstaltung an. Ein Be- weis dafür, dass das Interesse auf jeden Fall vorhanden ist. Die Lehrveranstaltung wurde inhaltlich in 3 Ab- schnitte, jeder Abschnitt 5 Einheiten zu je 50 Minuten gegliedert.
Abschnitt: Medizinische Basisschulung – Diabetes mellitus beim Kind und Jugendlichen
Vortragende: Priv.-Doz. Dr. Elke Fröhlich-Reiterer Leiterin des Bereichs Diabetes und Endokrinologie an der Univ.-Klinik für Kinder-und Jugendheilkunde Graz
Im Teil „Medizinische Basisschulung“ wurden den Stu- dierenden folgende Themen vermittelt: Was ist Diabetes, welche verschiedenen Diabetestypen gibt es, die genaue Er- klärung des Typ-1-Diabetes; Therapiesäulen des Typ-1-Di- abetes; Insulintherapie bei Typ-1-Diabetes; Ernährung Komplikationen: Unterzuckerung (Hypoglykämie) und diabetische Ketoazidose: Symptome und Therapie, und worauf der Lehrer zu achten hat;
Diabetes und Schule: rechtliche Situation.
Zusätzlich gab es auch einen praktischen Teil, bei dem die Studierenden Gelegenheit hatten, Insulinpens, Blut- zuckergeräte und Insulinpumpen kennenzulernen und selbst Blutzuckermessungen durchzuführen.
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