Page 6 - Demo
P. 6

 KINDER & JUGEND | Gut zu wissen!
  Kinder und Jugendliche mit
Diabetes in der Schule
Diabetes mellitus ist eine häufige chronische Erkrankung im Kin- desalter. In Österreich erkranken jähr-
lich rund 250–300 Kinder und Jugendliche < 15 Jahre, wobei über 90 % einen insulinpflichtigen Typ-1-Diabe- tes haben. Derzeit sind rund 1.600 schulpflichtige Kin- der und Jugendliche an Diabetes mellitus erkrankt. Die Anzahl der Neuerkrankungen, bei immer jüngerem Er- krankungsalter (Kindergarten- und Volksschulalter), ist weiterhin steigend (+3,6 % pro Jahr), sodass künftig mit einer weiteren Zunahme an schulpflichtigen Kindern mit Diabetes zu rechnen ist. Folglich sind immer mehr Schu- len und Lehrpersonen in Österreich mit Fragen rund um die Diabetesbetreuung und Diabetesversorgung von Kindern und Jugendlichen in den Schulen konfrontiert.
PROBLEMSTELLUNG
Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in der Schule oder in einer der Schule angegliederten Be- treuungseinrichtung (Ganztagsschulen, schulische Nach- mittagsbetreuung, Hort). Im Unterschied zu anderen chronischen Erkrankungen im Kindesalter ist bei der Be- handlung von Kindern mit Diabetes ein intensives Ma- nagement mit häufigen Interventionen pro Tag notwen- dig. Dieses beinhaltet mehrmals tägliche Insulingaben (via Insulinpen oder Insulinpumpe), mehrfaches Bestim- men der Blutglukosewerte (blutige Messungen aus der Fingerbeere oder durch Glukosesensoren auch während der Schulzeit) sowie das Einhalten einer kohlenhydratbe- rechnenden Kost. Nur so kann eine gute metabolische Kontrolle ohne akute und chronische Komplikationen erreicht werden. Dieses intensive Therapiemanagement entspricht den nationalen und internationalen Behand- lungsempfehlungen, um für Kinder und Jugendliche mit Diabetes eine gute Stoffwechseleinstellung, Lebensquali- tät und Lebenserwartung zu ermöglichen und damit eine Grundvoraussetzung zu schaffen, um eine gelungene schulische Entwicklung des Kindes zu gewährleisten und sicherzustellen.
Schulkinder müssen deshalb ihre Diabetesbehand- lung auch während der Aufenthaltszeit in der Schule durchführen. Sie werden dabei jedoch oft
alleingelassen. Zudem sind Kinder vom pädagogischen Handeln der jeweiligen Lehrperson abhängig und deren Verständnis
der Erkrankung. Das System Schule ist nicht primär auf Erkrankung ausgerichtet, sodass es einer sicheren Ab- stimmung zwischen den Erfordernissen der Schule und denen des Krankheitsmanagements bedarf. Zum Beispiel erschweren unangekündigte Stundenplanänderungen oder Verlegung/Streichung von Pausen einen verantwortungs- vollen Umgang des Kindes mit seiner Krankheit. Es gibt zahlreiche Hinweise, dass das Diabetesmanagement in Bil- dungseinrichtungen nicht optimal durchgeführt wird und es immer wieder zu schwerwiegenden Problemsituationen und Nachteilen für die Kinder kommt.
Die Ursachen dafür sind hauptsächlich der bestehende Informationsmangel in der Lehrerschaft zu medizini- schen Fakten, Schulbezug und Unterrichtsgestaltung, aber auch fehlende klare Regelungen und entsprechende fehlende Unterstützung für Lehrpersonen.
Das Ziel für Betreuungseinrichtungen muss es sein, eine sichere Umgebung für Kinder und Jugendliche zu schaf- fen, um zu gewährleisten, dass neben ihrer schulischen Leistung auch die gesundheitlichen Anforderungen in ausreichendem Maße während der Schulzeit sicherge- stellt sind.
EIN VOLLSTÄNDIGES DIABETESMANAGEMENT AN SCHULEN
BEINHALTET FOLGENDE ASPEKTE:
1. Glukosemessung 2. Insulinapplikation
3. kohlenhydratberechnende Kost 4. akute Hypoglykämie
5. akute Hyperglykämie
6. eine stundenlang andauernde Hyperglykämie
7. Teilnahme an Schulsport und Sportwoche
Das gesamte Positionspapier ist unter dem Link www.oedg.at/patienten/kin- der-mit-diabetes als PDF abrufbar. Die Forderungen der ÖDG unterstreichen die
    6 | MEIN LEBEN 2/2021
Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit diesem sensiblen Thema.
  












































































   4   5   6   7   8