Page 24 - Mein Leben 1/2020
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HALLO DOC! | Fragen an unseren Diabetes-Experten
24 | MEIN LEBEN 1/2020
Prim. Dr. Christian Schelkshorn
Die medikamentösen Behandlungsmög- lichkeiten für unsere Typ-2-Diabetes- Patienten haben sich in den letzten
Jahren nicht nur vergrößert, sondern vielmehr auch deutlich verbessert.
Wir wissen, Typ-2-Patienten haben in unter- schiedlicher Ausprägung bezüglich ihres Blut- zuckers immer zwei Problemstellungen im Zentrum: erstens die reduzierte Insulinempfind- lichkeit – INSULINRESISTENZ – und zwei- tens das RELATIVE INSULINDEFIZIT. Beide Punkte können durch die altbekannten Lebensstil- maßnahmen verbessert werden. Vermehrte kör- perliche Aktivität und Gewichtsreduktion machen unseren Körper empfindlicher für unser eigenes Restinsulin, und auch die Wirkung einer Insulinun- terstützung kann dadurch deutlich verbessert werden. Wir kommen mit weniger Insulin besser aus. Die Effi-
zienz wird deutlich gesteigert.
Schon seit vielen Jahren wissen wir, dass nicht nur In- sulin und sein „Gegner“ Glucagon, beides Hormone aus der Bauchspeicheldrüse, sondern vielmehr auch eine Reihe von Darmhormonen in der Steuerung unseres täg- lichen Blutzuckerspiegels eine entscheidende Rolle spie- len. Diese Hormone werden INKRETINE genannt und im Dünndarm erst nach Aufnahme von Kohlenhydraten (Teigwaren, Reis, Kartoffel, Brot, Obst, alle Backproduk- te.... etc.) freigesetzt. Lange Zeit war es aufgrund der hohen Empfindlichkeit und mangenden Stabilität dieser Hormone nicht möglich, diese in Form von Injektionen oder gar Tabletten den betroffenen Typ-2-Diabetikern
anzubieten.
2007 wurde den Patienten als Erstes in diesem Zusam- menhang Exenatide (Byetta®) zur Verfügung gestellt. Zwischenzeitlich umfasst diese Medikationsfamilie sechs Familienmitglieder, die unterschiedliche Charakterzüge und Eigenschaften aufweisen. Voraussetzung für einen wirksamen Einsatz ist allerdings eine noch vorhandene körpereigene Restmenge an Insulin oder – wenn nicht mehr ausreichend vorhanden – eine zusätzliche Unter- stützung mit Insulin. In der Regel werden manche Ta- bletten der Diabetestherapie durchaus in Kombination auch weiter verordnet.
Diese Medikamente sind in unterschiedlicher Form zu verabreichen, allerdings bis jetzt immer zu spritzen. (Eine Tablette ist bereits erprobt, aber noch nicht im All- tag erhältlich.) Es gibt Medikamente, die zweimal täglich (Byetta®), einmal täglich (Victoza®, Lyxumia®) oder ein- mal wöchentlich (Bydureon®, Trulicity® und Ozempic®)
verabreicht werden.
Die Wirkungen dieser Substanzen lassen sich gut be- schreiben; sie sind allerdings bei jedem Einzelnen un-
Medikamentöse
Behandlungs-
möglichkeiten
für unsere Typ-2-Patienten
terschiedlich ausgeprägt: