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TIERE | Wissenswertes aus der Veterinärmedizin
Dr. Iris Fröhlich
Katze, Hund und Diabetes
Diabetes mellitus macht auch vor unseren Haustieren nicht halt. Beim Diabetes handelt es sich um eine Störung im Zuckerstoffwechsel, bei der zu
wenig oder kein Insulin von der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Unentdeckt kann dies ernste Folgen haben: Blutgefäße im Herzen, in den Nieren und Augen können geschädigt werden.
Insulin ist der Stoff, der dafür sorgt, dass Zucker als Energiequelle in die Körperzellen gelangt. Wie in der Humanmedizin unterscheidet man auch in der Tiermedizin verschiedene Arten des Diabetes: Beim Typ 1 wird zu wenig oder gar kein Insulin von der Bauchspeicheldrüse gebildet; diese Form tritt hauptsächlich bei Hunden auf, während beim Typ 2 zwar Insulin vorhanden ist, aber die Körperzellen nicht ausreichend darauf reagieren können – diese Form betrifft ca. 80 % der an Diabetes erkrankten Katzen. Während nur ca. 1 Prozent der Hunde an Diabetes leidet, erkranken 2–5 Prozent aller Katzen im Laufe ihres Lebens daran. Betroffen sind meistens Kater im fortgeschrittenen Alter. Risikofaktoren bei den Katzen sind nur allzu menschlich, nämlich Übergewicht und körperliche Inaktivität.
Die Basis für den Typ-1-Diabetes ist vermutlich eine genetische Disposition, und einige Hunderassen zeigen ein erhöhtes Risiko zu erkranken. Betroffen sind besonders der Pudel, Dackel, Beagle, Chow-Chow, Zwergschnauzer und Spitz, aber auch größere Rassen wie der Labrador und Golden Retriever sind häufiger betroffen.
Bei Tieren gibt es auch noch eine weitere Form, die manchmal als „Typ-3-Diabetes“ bezeichnet wird. Diese Form wird sekundär durch andere Grunderkrankungen ausgelöst; zum Beispiel kann bei einer Hündin nach der Läufigkeit durch das Progesteron ein Diabetes ausgelöst werden. Weitere Grunderkrankungen können ein Morbus Cushing oder eine Schilddrüsenunterfunktion sein.
WIE MERKE ICH NUN ALS TIERHALTER EINEN DIABETES?
Die wichtigsten Symptome sind übermäßiger Durst und vermehrter Harnabsatz. Außerdem fallen großer Appetit und bei längerer unbehandelter Krankheit ein ungepflegtes Haarkleid und sogar Gewichtsverlust auf.
Manchmal fällt dem Tierbesitzer auch auf, dass sein Tier schlechter sieht; dies ist auf eine stoffwechselbedingte Trübung der Linse, dem diabetischen Katarakt, zurückzuführen. Mehr als 80 Prozent der diabetischen Hunde entwickeln im ersten Jahr nach der Diagnose einen grauen Star, der zur Erblindung führt.
Die Diagnose Diabetes mellitus wird in der Tierarztpraxis gestellt: Dort wird dem Tier Blut abgenommen und der Zucker bestimmt, insbesondere der sogenannte „Langzeitzucker“ (das Fructosamin). Es erfolgt eine gründliche Untersuchung, um Erkrankungen aufzuspüren,dieeinenDiabetesbegünstigen,zumBeispiel eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung). Eine Urinuntersuchung ist ebenfalls wichtig, da es bei Diabetikern häufig auch zu Harnwegsinfekten kommt.
GIBT ES EINE THERAPIE?
Wenn der Diabetes frühzeitig erkannt wird, lässt er sich therapieren und bei Katzen in vielen Fällen sogar „heilen“. Untersuchungen zeigten, dass 25 bis 50 Prozent der erkrankten Katzen unter einem reversiblen Diabetes leiden, der bei entsprechender Therapie nach einigen Wochen wieder verschwindet. Eine frühzeitige Diagnose ist allerdings die Voraussetzung. Ohne Behandlung kommt es hingegen zu schwerwiegenden Stoffwechselentgleisungen.
Bei Hunden ist eine lebenslange Insulintherapie notwendig. Der Tierhalter wird vom Tierarzt angeleitet,
20 | MEIN LEBEN 2/2021