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Die Einnahme von SGLT2-Hemmern unterliegt Regeln, die vor Beginn der Therapie erörtert werden und einer konsequenten Wiederholung bedürfen.
Ich möchte Ihnen heute die erste Gruppe vorstellen und Sie vor allem mit den damit verbundenen positi- ven Zusatzeffekten vertraut machen. Die Gruppe der SGLT2-Hemmer, auch Gliflozine genannt, erreicht ihren zuckersenkenden Effekt durch eine gewollte und beab- sichtigte Wirkung auf eine vermehrte Harnzuckeraus- scheidung. Das bedeutet, die DiabetikerInnen, die solch eine Therapie verwenden, produzieren immer Harnzu- cker und nicht nur dann, wenn ihr Blutzucker die soge- nannte Nierenschwelle übersteigt. Durch diese Wirkung werden die BZ-Profile geglättet, und über den Harn verlieren wir jeden Tag ungefähr 300 kcal. Dieser erste Zusatzeffekt führt zu einer in den meisten Fällen positiv wahrgenommenen Gewichtsreduktion von zwei bis drei Kilogramm.
Darüber hinaus ist aber vor allem ein besonders positiver Effekt auf die Verbesserung der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) hervorzuheben. Diese unterstützende Wirkung hilft, Krankenhausaufenthalte aufgrund dieser Herzschwäche deutlich zu reduzieren. Dies gilt natürlich vor allem für DiabetikerInnen, allerdings zeigen uns neue Untersuchungsergebnisse, dass auch NichtdiabetikerInnen von dieser Substanz sehr profitieren. Besonders möchte ich an dieser Stelle betonen, dass vor allem DiabetikerInnen mit einer in der Vergangenheit zu beobachtenden Herzerkrankung – wie z. B. Herzinfarkt oder bereits im Herzkatheter diagnostizierten Gefäßverengungen (KHK) – einen verbesserten Verlauf dieser Herzerkrankung in der Zukunft erwarten dürfen.
Es gibt natürlich klare Voraussetzungen, wann und in welcher Form wir diese Klasse an Medikamenten in das Therapiekonzept unserer Typ-2-DiabetikerInnen einbinden dürfen und können. Zusätzlich sei erwähnt, dass die Betroffenen auch selbst ein wenig mitarbeiten müssen, da die Einnahme der SGLT2-Hemmer gewissen Regeln unterliegt. Diese Regeln werden immer vor Beginn der Therapie erörtert und bedürfen einer konsequenten Wiederholung. Sie sind nicht schwierig, aber wichtig, da damit sichergestellt werden kann, dass die Medikamente nicht nur ihren guten Einfluss auf den Blutzuckerverlauf, sondern die zuvor genannten positiven
Zusatzeffekte voll entfalten können.
So weisen wir die PatientInnen darauf hin, dass immer gewollt Harnzucker ausgeschieden wird und damit ver- bunden besonders auf die lokale Situation zu achten ist, da angesammelter Zucker ein guter Nährboden für Kei- me, besonders auch Pilze darstellt und somit das „Trock- nen“ nach dem Toilettengang ein wichtiger schützender Faktor ist. Des Weiteren möchte ich darauf hinweisen, dass es wichtig ist, das Medikament bei Krankheit (Fie- ber, Durchfall, operativen Eingriffen ...) zu pausieren – Sick Day Rules. Ein Beenden der Therapie ist in den meisten Fällen nicht erforderlich, da nach Abklingen der Infektion oder nach absolvierter OP wieder die vollen Vorteile dieser Wirksubstanzen genutzt werden können. Zuletzt möchte ich noch darauf verweisen, dass in Zu- kunft auch die Vorteile im Hinblick auf einen Schutz der Nierenfunktion eine besondere Beachtung verdienen. In vielen Untersuchungen aller Medikamente aus dieser Klasse der SGLT2-Hemmer konnte nachgewiesen wer- den, dass eine Verschlechterung der Nierenschwäche (hier vor allem die Ausscheidung von Eiweiß) deutlich verlangsamt werden kann. Die Nutzung dieses Vorteils hat im Augenblick noch nicht vollen Eingang in unseren medizinischen Alltag gefunden, aber ich bin sehr zuver- sichtlich, dass sich dies in naher Zukunft gut etablieren wird, da die Ergebnisse der diesbezüglich durchgeführ- ten Studien sehr vielversprechend sind.
Zusammenfassend sei betont, dass wir mit dieser Sub- stanzklasse und ihren Vertretern ein unglaublich breit positiv wirkendes Medikament an Bord haben – gut blutzuckersenkend, Herz und Nieren schützend. Unse- re Aufgabe wird es sein, dies in nächster Zeit auch ganz bewusst mehr und breiter zu nützen, insbesondere, da es ja auch noch weitere ähnlich breit positiv einzusetzende Wirksubstanzen gibt: die GLP-1-Agonisten. Aber davon beim nächsten Mal mehr.
Prim. Dr. Christian Schelkshorn
seit 40 Jahren Typ-1-Betroffener
seit 24 Jahren Internist und Diabetologe
Quelle: ÖDG-Leitlinien in der Behandlung des Typ-2-Diabetikers
MEIN LEBEN 2/2021 | 25