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 ESSEN & TRINKEN | Genießen ohne schlechtes Gewissen
 stellt werden: „Wo spritze ich den hohen Zucker hin?“ Die Antwort ist mittlerweile klar: Insulin senkt zwar den Blutzucker, aber dies bedeutet nicht, dass sich dieser in Luft auflöst oder von den Muskelzellen verbrannt wird. Ohne ausreichende Bewegung wird er von der Leber ver- mehrt in Fett umgebaut (NAFLD) und im Bauchraum und innerhalb der Bauchorgane eingelagert. Das Körper- gewicht steigt weiter an. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Gewichtsabnahme nahezu unmöglich. Diese Er- kenntnis führte dazu, dass die europäische Diabetesbe- handlungsleitlinie bereits 2018 eine Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes (einhergehend mit Insulinresistenz und erwünschter Gewichtsreduktion) als letztmögliche Be- handlungsoption einstufte.
Merke: Bei niedrigen Insulinspiegeln wird das ersehn- te Abnehmen leichter möglich. Hierzu braucht es eine
Kost, die den Blutzuckerspiegel flach hält, und idealer- weise ein angebrachtes Maß an Bewegung.
Bei einem absoluten Insulinmangel, wie das bei Typ-1-Di- abetes oder manchmal auch bei Typ-2-Diabetes im hohen Alter der Fall ist, stellt die Insulintherapie natürlich im Mittelpunkt der Behandlung. Ob eine Insulinresistenz be- steht, kann im Blut (mittels HOMA-Index bzw. C-Peptid) gemessen werden.
Helmut Nussbaumer
Diabeteszentrum Burghausen/OptimaMed Rehabilitationszentrum Hallein www.diabetesernaehrung.com
                    ABNEHMEN VERBESSERT DIE ZUCKERWERTE UND KANN EINEN TYP-2-DIABETES VERBANNEN
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt hierzu aktuell zwei Diätmodelle:
n Low Carb
n traditionelle mediterrane Diät wie in den 1970er-Jahren auf Kreta (ebenfalls kohlenhydratreduziert)
Entscheiden sich also Betroffene für eine Ursachenbekämpfung von hohen Zuckerwerten, mit dem Ziel, die Medika- mentendosis zu reduzieren (so empfiehlt es die US-amerikanische Diabetesgesellschaft), dann wäre folgende Ernäh- rungsstrategie angebracht:
    FRÜHSTÜCK
n Eiweißbrot (ca. 80 % weniger Kohlenhydrate und besonders ballaststoffreich) mit Frischkäse, Kresse, Tomaten und Paprika sowie ein cremiges Naturjoghurt mit Erdbeeren, Himbeeren oder Heidelbeeren, Nüsse
MITTAGESSEN
n Lachsforelle mit Zitronensoße, gelbe Zucchininudeln und Broc- coli-Röschen; als Nachtisch Edel- bitter-Schokolade mit > 80 % Kakaoanteil.
ABENDESSEN
n Omelette mit sonnengetrock- neten Tomaten und Champig- nons; dazu ein Vogerlsalat mit Käferbohnen und Oliven-Balsa- mico-Dressing, eine Scheibe Ei- weißbrot
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Dieses Menübeispiel verhindert einen Blutzuckeranstieg nach dem Essen. Entsprechend muss bei dieser Ernährungs- therapie die Anpassung der Medikamente vorher mit dem/der behandelnden Arzt/Ärztin abgestimmt werden.
Eine ernährungsmedizinische Behandlung fordert jedoch nicht nur eine Veränderungsbereitschaft bei den Betroffenen, sondern auch beim Diabetes-Behandlungsteam. Häufig heißt es: „Wenn der Blutzucker zu hoch ist, müssen Sie mehr spritzen!“ Diese Annahme gilt als überholt, führt sie doch in der Regel zu einem starken Gewichtsanstieg. Weniger Arz- nei und zudem bessere Zuckerwerte wirken unglaublich motivierend – ebenso die Aussicht, den Typ-2-Diabetes wieder auf das „Abstellgleis“ zu bringen, statt ihm eine Grundlage für die „Weiterfahrt“ zu bieten. Die neuen Einsichten zeigen sehr wohl auf, dass durch ein gesünderes Leben, inklusive Gewichtsreduktion, der ursprüngliche Gesundheitszustand in vielen Fällen wiederhergestellt werden kann.
     













































































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