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  EMPOWERMENT | Mehr vom Leben
 Helmut Steiner
Kontinuierliche Glukosemessung (CGM)
EIN TRAUM WIRD WAHR!
UND DIE REALITÄT?
Eine berechtigte Frage: In der vorangegangenen Ausgabe hat Herr Prim. Dr. Schelkshorn bereits über das Thema geschrieben. Ich habe über 10 Jahre
Erfahrung und bringe noch ein paar Punkte näher.
CGM STELLT EINE KERNKOMPONENTE FÜR EIN EFFEKTIVES DIABETES-
SELBSTMANAGEMENT DAR.
Der Anwender erhält aktuelle Glukosewerte, einen Kurvenverlauf, Alarme (nicht bei allen), Trendpfeile und kontinuierliches Feedback. Er kann die Stoffwechselent- wicklung beobachten und vorausschauend beeinflussen und somit zeitnah, z. B. durch Kohlenhydratzufuhr oder Insulinabgabe, Einfluss darauf nehmen. Die Möglichkeit, die Auswirkung vom Essen und von der Zusammenset- zung der Mahlzeit zu analysieren, wird offeriert. Das CGM führt dazu, mehr „Freiheit“ (bei Bewegung, Sport und vielem mehr) zu erlangen. Folglich beschert es mir mehr Sicherheit und eine höhere Lebensqualität.
Bei Geräten, die über eine App funktionieren, besteht oft die Möglickeit, die Glukosedaten mit jemandem zu teilen (Eltern, Partner etc.).
Die Trendpfeile sind die grafische Form für den zukünftigen Glukoseverlauf (Kurve) und wichtige Bestandteile der Systeme. Für die Anwendung müssen sie richtig gedeutet und interpretiert werden. Die Interpretation wird zur Voraussetzung für adäquate Therapieentscheidungen. Für die Deutung sind einige Faktoren wichtig: was ich gegessen habe, welche Menge Insulin on Board (gespritzt) ist, was ich gerade tue (sitzen oder Bewegung) oder was ich beabsichtige, zu tun, und so weiter. Außerdem sollten die letzten 15 Minuten – besser 30 Minuten – der Trendkurve berücksichtigt werden.
Der Zeitfaktor spielt eine Rolle. Die Systeme messen nicht im Blut, sondern in der Gewebeflüssigkeit. Hier än- dern sich diese Werte nicht so schnell wie im Blut. Unter gewissen Umständen können das bis zu 15 Minuten Un- terschied sein.
DAS MUSS DER ANWENDER WISSEN.
Mit bestimmten CGM-Systemen (CGMS) wird eine Steuerung einer Insulinpumpe möglich. Neben der Hypoabschaltung gibt es die Closed-Loop-Systeme (künstliche Bauchspeicheldrüse aus Pumpe und CGM) – genauer gesagt Hybrid-Closed-Loop-Systeme (Essenboli müssen selbst abgegeben werden). Diese Systeme werden von Firmen angeboten oder können selbst programmiert werden, wie z.B. die AndroidAPS.
DIE BLUTIGE MESSUNG (BM) IST UNENTBEHRLICH.
Einige CGMS erfordern eine Kalibrierung. Beim Dexcom G6® habe ich die Möglichkeit, nachzujustieren. Die Messung sollte zu einem Zeitpunkt eines stabilen Zuckerverlaufes erfolgen. Damit wird eine genauere CGM-Messung erreicht. Essenziell bei einem Closed- Loop-System! Ich muss wissen, wie der Sensor arbeitet, weil mein gesamtes Insulinmanagement davon abhängt. Folgende Situationen erfordern eine bM: Unklarheiten bei den Werten, bei der Überprüfung und vor allem beim Lernprozess bezüglich der Verlaufskurven und der Trendpfeile und in der Interpretation des Zeitfaktors. Nur so kann ich die Sensordaten richtig nutzen.
Bei Bewegung und Sport bin ich als Diabetiker immer online und sehe am CGM, was abläuft. Ich erhalte Daten über den gesamten Zeitraum davor, währenddessen und danach. Ich kann planen und agieren und den anschließenden Muskelauffülleffekt in den Griff bekommen. Das CGM wacht als eine Art Schutzengel über mich. Eventuell muss ich meine Alarmeinstellung ändern. Die Möglichkeit, rechtzeitig zu handeln, wird gegeben. Dies dient der Vermeidung von Hypo oder Hyperglykämie (zu wenig Insulin) und zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit. Das Lesegerät sollte eventuell in einer wassersicheren Hülle (Handyhülle) verstaut werden.
Die Sicherung der Sensoren – beim Sport oder bei längerer Tragedauer etc. – wird auch zum Thema. Der
   44 | MEIN LEBEN 2/2021















































































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