Page 21 - Mein Leben 1/2020
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   Mehr vom Leben | EMPOWERMENT
 Dr. Adalbert Strasser
Der diabetische Fuß
Ursachen – Früherkennung – Vorsorge
 Als Anpassung an den aufrechten Gang weist der
menschliche Fuß eine hohe anatomische und funktionale Komplexität auf.
Gehen ist für uns alle selbstverständlich. Kommt es jedoch zu Veränderungen der anatomischen und funktionalen Komplexität, bedeutet dies eine hochgradige Einschränkung unserer Lebensqualität. Das Selbstverständliche, das Normale ist mit einem Schlag verloren. Der „diabetische Fuß“ ist ein Wegbereiter, das Normale zu verlieren.
Weltweit sind derzeit ca. 425 Millionen Menschen an Diabetes mellitus (DM) erkrankt, davon 58 Millionen in Europa. In Österreich sind knapp 600.000 Menschen betroffen*. Bis 2045 wird die Anzahl der Diabetiker auf geschätzte 629 Millionen ansteigen!
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, welche sich auf viele Bereiche des Körpers auswirkt. Folgeerkran- kungen und Schäden durch einen nicht ausreichend be- handelten Diabetes können viele Organe betreffen.
Die Kontrolle der Blutzuckerwerte (Tagesprofile und HbA1c -Werte) geben uns Aufschluss über die aktuelle Stoffwechselsituation, sie sind aber auch in der Prognose für etwaige Komplikationen, somit auch für den „diabeti- schen Fuß“, von großer Bedeutung.
DAS DIABETISCHE FUSSSYNDROM
Das diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine Folge von Komplikationen des Diabetes mellitus, die zu einer Beein- trächtigung der Mobilität und der Lebensqualität führen
können. Die gefürchtetste Konsequenz ist die Extremitä- tenamputation bis hin zu einem tödlichen Ausgang.
Entscheidend für das weitere Verständnis des DFS ist, dass bereits bei der Diagnosestellung DM auch das DFS vor- handen ist, latent, ohne Krankheitsveränderungen, ohne Symptome – INAKTIVE PHASE. Jedoch 20 % der be- troffenen Diabetiker treten in das Vollbild des DFS ein, in die Manifestation – AKTIVE PHASE. Hier ist bereits die Schwiele an der Fußsohle als erstes Krankheitssymptom zu werten. Nach dem erstmaligen Auftreten von Kom- plikationen besteht das manifeste DFS lebenslang, da es bisher nicht gelungen ist, die zugrunde liegenden Diabe- teskomplikationen zu heilen (Amstrong u. Mills 2013).
In der Entstehung des DFS spielen hauptsächlich zwei Faktoren eine entscheidende Rolle: einerseits eine re- duzierte Schmerzempfindung im Anfangsstadium als Verlust eines Schutzmechanismus als Folge von Schä- digungen peripherer Nervenfasern (Neuropathie) und andererseits periphere Durchblutungsstörungen (Mik- roangiopathie).
      * (Quelle: International Diabetes Federation, IDF)
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